Es geht nicht nur um die Biene

In Maxhütte drehte sich alles um Chemie in der Landwirtschaft. Die Bauern sehen den Verbraucher mit in der Verantwortung.
Von Norbert Wanner 17. September 2018 10:00 Uhr

Der Einsatz von Pestiziden und Insektiziden schädigt Insekten und damit die Natur „massiv“. Davon ist der Neurobiologe Prof. Dr. Dr. Randolf Menzel überzeugt. Die Frage ist: Ist der Verbraucher bereit, für Produkte zu zahlen, die ohne Chemie in der Landwirtschaft erzeugt worden sind?

MAXHÜTTE-HAIHDOF.„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Will man die Podiumsdiskussion anlässlich des „Mutter-Erde-Tags“ am Sonntag in der Stadthalle zum Thema Pestizideinsatz in der Landwirtschaft zusammenfassen, passt dieser alte Slogan der Umweltbewegung gut. Denn weder mangelte es an Problembewusstsein, noch an Einigkeit auf der Bühne, sondern über allem schwebten die Fragen: Wie wollen die Menschen leben? Wie wird sich die Gesellschaft verhalten?

Teilnehmer der Podiumsdiskussion, die vom Pressesprecher der Stadtwerke Burglengenfeld, Michael Hitzek, moderiert wurde, waren Josef Wittmann, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands Schwandorf, Michael Raguz, Vorsitzender der Kreisjagdgruppe Burglengenfeld, Edmund Hochmuth, Vorsitzender der Bayerischen Imkervereinigung Fürth, Balduin Schönberger, Wildlebensraumberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg, sowie Prof. Dr. Dr. Randolf Menzel, Zoologe und Neurobiologe der Freien Universität Berlin und weltweit anerkannter Experte bei Fragen zum Nervensystem der Bienen.

Die Pole der Diskussion lagen bei Prof. Dr. Dr. Menzel und seinem immensen Fach- und Faktenwissen über die Probleme, die Pestizide im Allgemeinen und Neonicotinoide, hochwirksame Insektizide, im Besonderen, bei Bienen und Insekten verursachen, auf der einen Seite. Auf der andren Seite Wittmann mit der schlichten Feststellung, dass in der guten alten Zeit, als Bauern ohne Kunstdünger, Pflanzenschutzmittel und Insektizide ihre Felder bescherten, die Menschen durchschnittlich „50 Prozent ihres Einkommens für das Essen ausgeben mussten, während es heute zehn Prozent sind“.

Menzel führte nachdrücklich vor Augen, dass es in der Wissenschaft keinen Zweifel gibt, dass der Einsatz von Pestiziden und Insektiziden Insekten und damit die Natur „massiv schädigt“. Nicht nur Bienen, alle Insekten seien davon betroffen, würden immer anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Letztlich bedrohten diese Gifte auch den Menschen. Er verwies darauf, dass Frankreich Parkinson bei Landwirten als Berufskrankheit anerkannt hat, weil die Anreicherung von Insektiziden im Körper Parkinson und Alzheimer Vorschub leistet.

Auch bezüglich der erwünschten Wirkungen warnte er Wissenschaftler. Das Beizen von Saatgut, also die Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln, sei von der Industrie als bahnbrechende Entwicklung vermarktet worden. Binnen 30 Jahren hätten von 21 Schädlingen im Rahmen dieser Methode 20 Resistenzen entwickelt.

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